Es blubbert im Raum „Enzian“. Die Steine garen. Durch die Kopföffnung gucke ich auf einen bunten Wiesenstrauß unter mir und überlasse mich der jungen, drahtigen Frau mit blondem Pferdeschwanz, die mit einem Hauch Restsächsisch in der Stimme verkündet: „Ich fange mit einer kleinen Massage an, bevor es richtig losgeht.“
Denise gießt warmes Mandelöl auf meinen Rücken und verreibt es mit ihren kräftigen Händen. Dann landet ein erster warmer Stein behutsam auf meinem Nacken. Zuerst mit der schmalen Seite, anschließend mit der gesamten Fläche rollt und schiebt die Masseurin die Steine hoch und runter übers ölige Parkett. Ab und zu flutschen die steinigen Tänzer zusammen, und es macht „Klick“ – wie das Aneinanderklackern der Murmeln früher beim Spielen. Herrlich, diese warmen Bahnen, ich entspanne mich.
Das Blubbern wird aggressiver. Denise kocht die Steine richtig auf. „Jetzt lege ich Tücher auf Ihren Rücken, damit die Steine dort liegen bleiben.“ Sagt’s und beginnt zu bauen. Eine heiße Mauer aus schwarzem Basalt entlang meiner Wirbelsäule. Mit der Befestigung des ersten vulkanischen Gesteins auf einem Halswirbel schießt mir ein Wort in den Kopf: Brandwunde! Soll ich ihr das sagen? Je weiter nach unten das Bauwerk vornaschreitet, desto schmerzfrei-wohliger wird’s oben – also schweige ich. Und voll ehrlicher Bewunderung meint Denise: „Ist ja irre, ich hab jetzt alle Steine auf Ihrem Rücken liegen – das hat noch nie jemand ausgehalten! Bitte nicht bewegen!“ Nur in meiner Fantasie gebe ich dem Impuls nach, eine mandelölig duftende Eruption im „Enzian“ zu veranstalten.
Wie zur Belohnung berichtet Denise von einem Gast, der eine „richtige Hot Stone“ wollte. Mit 65 Grad waren die Steine so heiß, dass die Masseuring sie mit feuerfesten Handschuhen anpacken musste. Der Gast bestand auf der Behandlung, Denise hatte sich das vorher schriftlich bestätigen lassen. „Ja, er hat Brandblasen gekriegt, aber die Hot Stone hat ihm gefallen.“
Die Steinmassage auf 45 Grad ist Lady Lava und mir ausreichend. Mittlerweile hat sich eine wohlige Wärme in meinem steinbefeuert-tiefenentspannten Körper ausgebreitet. Gar nicht mehr aufstehen mag er. „Jetzt viel trinken, damit sich’s auch rentiert hat.“ Verabschiedet mich die Masseurin mit dieser ihr eigenen unschuldigen Freude an ihrem Handwerk, bevor sie mir im Ruheraum ein Kräuterkissen auf den Nacken legt.