Die Stille
Stille ist im heutigen Leben eine Rarität geworden.
Dabei ist sie laut Gehirnforschung essenziell für Gesundheit und innere Ausgeglichenheit. Ein Geräusch jagt das nächste, ein konstanter Pegel untermalt den Alltag. Das geht sogar so weit, dass viele Menschen Stille mittlerweile nicht ertragen, sie ist ihnen unheimlich. Lärm ist die Ablenkung von der eigentlich so wichtigen Selbstreflexion, vom In-sich-Gehen, vom Nachdenken. Darüber, wie zufrieden man ist, welche wirklichen Bedürfnisse man hat, welche Träume und Ziele auf seiner ganz persönlichen Bucket-List noch auf ihr Häkchen warten. Kurzum, ob man glücklich ist.
Sanft führt die Bergstraße in das Tal Richtung Zugspitze, am kleinen Bach entlang, durch das stolze Heer grüner Fichten und Tannen, bis sich rechts die Lichtung öffnet, in der das „Englische Schloss“ eingebettet liegt. Und nochmals scheint es zwei Pförtner zu geben, diesmal jedoch in Form zweier kleiner Torhäuser, die das Ensemble stimmig einschließen und den Weg frei geben, der zum Haupthaus führt. Majestätisch thront das Refugium auf der großen Bergwiese. Bäume, Berge, sattes Gras. Klare Luft, der Nebel, der sich langsam hebt und nach und nach kleine Wölkchen an den Himmel malt. Und jetzt schon spürt man die ganz eigene Ruhe, die hier oben herrscht und ein nicht ganz klar zuordenbares Gefühl von Respekt stellt sich ein.
Nur ein paar Schritte sind es vom Haupthaus in das Badehaus. Spektakuläre Schritte, denn die Brücke liegt auf Höhe der Baumwipfel, welche sie ringsum einbetten. Und dann öffnet sich wieder eine ganz neue Welt: Wasser, Pools, Saunen, Liegen. Rückzug für Körper, Rückzug für Gedanken. Die Baumwipfelsauna klingt vielversprechend.
Die Wärme der Sauna umschmeichelt sanft. Die Poren öffnen sich, es bilden sich kleine Tröpfchen auf der Haut. Tröpfchen, die sich verbinden, größer und größer, bis sie schwer genug sind und den Weg nach unten finden. Perle für Perle malen sie schmale, flüchtige Straßen auf die Haut. Man schließt die Augen, spürt die Hitze, atmet ein, atmet aus.
Bewusst, langsam, ruhig. Ab und zu zischt einer der heißen Steine auf dem Ofen, holt einen zurück von seiner Schwerelosigkeit der Gedanken, zurück in das Hier und Jetzt.
Und wieder ist es die Stille, die einen mitnimmt.
Kein Laut, kein übliches Wellness-Backgroundgeklimper mit Panflöte oder Klavier. Nur das Ich und dieser eine unglaublich kostbare Moment.
Diese Textpassagen stammen aus dem Artikel "Die Stille" aus dem Kranzbach Magazin "auszeit", Edition 01. Dort können Sie den gesamten Artikel lesen sowie zahlreiche andere Inspirationen erhalten.